Außenbau
Weithin sichtbar setzt die Stadtpfarrkirche zum Heiligen Blut in der Grazer Innenstadt einen kraftvollen barocken Akzent. Dabei ist seit jeher die Kirche von den Häusern der mittelalterlichen Altstadt eingezwängt, sodass meist nur der Dachreiter sichtbar ist.
Die barocke Hauptfassade zur Herrengasse entstand um 1740, möglicherweise nach Plänen des Baumeisters Joseph Hueber. Bemerkenswerter Weise fügte man sie als schmalen Bauteil direkt an die gotische Fassade an, was deutlich von der Mesnergasse aus sichtbar ist. Der Dachreiter wurde erst 1781 fertiggestellt, wie die Jahreszahl am Fassadengiebel angibt. Der Architekt der außergewöhnlichen Dachreiterlösung war Josef Stengg. Er wurde vom Zimmermeister Franz Windisch dem Steinmetz Franz Pack und für die Zwiebelhaube vom Kupferschmied Georg Rainer unterstützt. So zeigt sich die Fassade dreiteilig durch hohe Kolossalpilaster gegliedert.
Die einst hier angebrachte Statuengruppe der göttlichen Tugenden ist jetzt außen an der Nordseite der Kirche aufgestellt. Hinter dieser Schaufassade ist der Turmreiter auf das Dach aufgesetzt, so dass er den Eindruck eines Fassadenturmes vermittelt. Sein eingeschossiger Unterbau ist mit Nischen, korinthischen Säulen an den Ecken, Pilastern, Korbbogenfenstern und Balustradenparapeten gestaltet. Über dem verkröpften Gebälk mit eingelassenen Ziffernblättern der Turmuhr erhebt sich der reich modellierte Turmhelm, sicher einer der schönsten von Graz.
Bemerkenswert ist das konkav geschwungene Hauptportal im Erdgeschoß, das mit Säulen und Pilastern gegliedert und durch einen Segmentbogengiebel abgeschlossen ist. Die Kartusche in Giebel trägt die Inschrift: SANGVIS IESU CHRISTI / EMUNDAT NOS AB OMNI PECCATO - "Das Blut Jesu Christi reinigt uns von aller Sünde".
In den seitlichen Nischen stehen Statuen der Apostelfürsten: Petrus wird mit dem verkehrten Kreuz, Schlüssel und Buch, Paulus mit Schwert und Buch gezeigt. In den äußeren Nischen steht links der Hl. Johannes Nepomuk als Beicht- und Wasserpatron und rechts der Hl. Ivo. Der 1303 verstorbene Yves Hélory setzte sich zeitlebens für Arme und Bedrängte vor weltlichen und geistlichen Gerichten ein, was ihm den Beinamen „Advokat der Armen“ eintrug. Alle Statuen wurden urkundlich 1782 vom Grazer Bildhauer Joseph Schokotnigg gefertigt.
Die schmale, barocke Fassade an der Südseite direkt im Anschluss an die Hauptfassade stammt aus der gleichen Zeit. Hier befindet sich einer der Zugänge zur Kirche, durch den man in das Sankt-Johannes-Schiff gelangt.
Wendet man sich zunächst nach Norden in die Mesnergasse, so trifft man auf den gotischen Baukörper, der zwischen 1480/85 und 1520 errichtet wurde. Höhendrang, Spitzbogenfenster und abgetropfte Strebepfeiler mit Wasserschlägen bestimmen den Charakter des Baues. Sichtbar wird hier das letzte mittelalterliche Gotteshaus in Graz, das in der Tradition seiner Vorgängerbauten St. Ägid (heute Dom) und Franziskanerkirche steht. Im westlichsten Joch findet sich ein profiliertes und verstäbtes Kielbogenportal vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Die Sandsteinfiguren in den Baldachinnischen stammen laut Signatur 1887 von Hans Brandstetter. Sie stellen den Hl. Christophorus, Elisabeth, Nikolaus und Katharina dar. Konrad Lueff schuf gleichzeitig die Türflügel. Zwischen den Strebepfeilern ist die Statuengruppe der göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe als Frauenfiguren und geflügelte Putten aufgestellt, die um 1781 vermutlich von Veit Königer geschaffen wurde. Aus Sicherheitsgründen weil 2003 Teile des Ensembles von der Fassade auf die Straße gefallen waren, wurde dieser neue Standort gewählt.
Schreitet man die Nordseite entlang, erkennt man deutlich den Zubau der gotischen Sakristei an das Presbyterium und erreicht schließlich den Schluss der gotischen Apsis mit ihren hohen Maßwerkfenstern. Gleichzeitig befindet man sich in einer ruhigen innerstädtischen Oase die vom Bereich Mesnergasse einen interessanten Blick auf das gotische Presbyterium, die barocken Dachreiter und den südseitigen barocken Zubau der Johannes Nepomuk Kapelle erlaubt. Diese wurde 1741/42 nach Plänen von Joseph Hueber als Ostabschluss des St.-Johannes-Schiffs angebaut, 1944 durch einen Bombentreffer zerstört und danach wieder aufgebaut. Das Äußere der Nepomuk Kapelle lässt einen ovalen Zentralraum erahnen. […] Auf das Patrozinium verweist ein Glasmosaik an der Ostseite, das den Heiligen Johannes Nepomuk zeigt und 1910 von der Firma Zelle & Neuhauser aus Innsbruck gefertigt wurde. Durch einen schmalen Durchgang an der Südseite gelangt man in den Innenhof der heutigen Stadtpfarr,e dem ehemaligen Kreuzgang des Dominikanerklosters.
Logo der Stadtpfarrkirche: Aus andersfarbigen Granitsteinen ist im Straßenpflaster der Herrengasse im Eingangsbereich der Stadtpfarrkirche ein Kreuz gelegt. Dieses Kreuzzeichen dient als Hinweis und Erkennungszeichen für die Stadtpfarre.
Aus: Heimo Kaindl / Alois Ruhri. Stadtpfarrkirche Zum Heiligen Blut Graz. Verlag Diözesanmuseum Graz 2014. Hrsg. von Christian Leibnitz, S. 16-21.